Jetzt verschwindet der tropische Regenwald, und mit ihm die Lebensfähigkeit auf unserem Planeten viel schneller als je zuvor. Wenn es uns nicht gelingt, dies jetzt aufzuhalten, wird kein tropischer Wald mehr für die zukünftigen Generationen übrig bleiben. Es gibt keine nächste Chance mehr. Aber wir brauchen eine andere Strategie als bisher. Indem wir mit dem Finger auf Orte zeigen, auf fehlende Gesetze oder auf verantwortliche Unternehmen wird es nicht gelingen. Diese alten Strategien funktionieren nur in westlichen Gesellschaften, innerhalb von Städten, aber nicht in der Dritten Welt, besonders nicht dort auf dem Land, wo die Menschen vor Ort ganz andere Probleme haben. Das Gesetz gilt dort nicht. Und die Polizei macht dort nur ihr eigenes Geschäft, um reich zu werden, Verbrechen zu reglementieren, statt sie zu stoppen. Es braucht kulturelle Veränderungen vor ort bezüglich des Waldes, und kulturelle Veränderungen in der ersten Welt bezüglich Konsum. Aber die Menschen in der ersten Welt sind nicht bereit den kleineren Preis zu bezahlen, ihren Konsum zu verringern, somit wir später den größeren Preis zahlen müssen.
Seitdem ich viele Veränderungen beobachtet habe, wie Aktivismus, Gesellschaften und Regierungen seit Ende 2012 anders funktionieren als vorher, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass jede Arbeit mit dem Ziel, die Situation zum Besseren zu verändern, eine neue Strategie braucht. So wie die Dinge bis Ende 2012 funktionierten, funktionieren sie nicht mehr in gleicher Weise. Irgendwie ist eine Zeitveränderung passiert, und wir müssen uns anpassen. Ich weiß, es gibt ein paar Ausnahmen, bei denen Aktivismus, so wie wir ihn vorher betrieben haben, immer noch funktioniert, aber da ich ein Teil davon war, weiß ich auch warum es funktioniert hat und warum es jetzt immer eine Ausnahme sein wird. Es braucht Demut, und es muss mit der Unterstützung von etwas Größerem geschehen (ich nenne es Gott). Bei all meinen unzähligen Aktionen, die ich gemacht habe, habe ich entdeckt, dass ich und andere sich mit dieser größeren Kraft vereinigen und ihr unterwerfen können, und wenn das passiert, gibt es einen mysteriösen Schutz der Aktion und der Aktivisten. Aber darüber möchte ich hier nicht sprechen.
Nach meinen Erfahrungen mit der Bergbau- und Entwaldungssituation auf meiner tropischen Insel, sah ich, dass um effektiv zu sein, die notwendige Verlagerung des Aktivismus, ein Wechsel von Aktion zu Reaktion sein könnte. Aktion wird heute oft als Aggression, als Bedrohung für das System gesehen. Und das "System" schützen Regierungen und Unternehmen um jeden Preis. Daher wird eine Aktion vom System als etwas kontraproduktives angesehen. Deshalb haben Aktionen jetzt mehr Beschränkungen, als wir jemals in der Vergangenheit glauben würden. Aber eine Reaktion auf ein gemeinsames Problem kann nicht in der gleichen Weise als Bedrohung angesehen oder porträtiert werden, und vor allem bewirkt es mehr Sympathien in der Gesellschaft, als jede Aktion es kann. Die Aktivisten sind in diesem Fall vielleicht keine Helden mehr, aber das macht nichts. Ich weiß, dass die meisten Aktionen in der Vergangenheit Reaktionen auf destruktive Handlungen von Unternehmen waren, aber ich meine, dass unsere Aktivitäten als Reaktionen konzipiert sein müssen. Das heißt, dass wir uns mit Menschen, die von Zerstörung betroffen sind, zusammenschließen und mit ihnen um ihr Überleben kämpfen, oder dass wir in das betroffene Gebiet gehen und den Menschen helfen zu überleben, indem wir mit ihnen in der Konfliktzone leben, langfristig in ihrer Gemeinschaft leben. Das bedeutet nicht, dass wir nicht proaktiv handeln sollten, um zum Beispiel ein arktisches Schutzgebiet zu schaffen, meine Gedanken drehen sich nur um Aktionen, nicht um Kampagnen.
Normalerweise unternehmen wir eine Aktion, um eine Reaktion von Unternehmen oder Regierungen zu erzwingen. Stattdessen könnten wir dies umkehren, um die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Die Unternehmen, welche die Umwelt zerstören, machen bereits eine Aktion, und wir könnten die Reaktion darauf machen (der Ansatz ist anders). Dies sollte so geschehen, dass die Menschen dadurch emotional bewegt werden, dass das Handeln des Unternehmens durch die Aktivität sichtbar wird. Auf diese Weise müssen wir keine Geschichten erfinden um sie zu erzählen, die besten Geschichten sind schon da, sie müssen nur durch uns sichtbar gemacht werden (das Leiden und der Kampf betroffener Menschen). Dies kann bedeuten, dass eine Gruppe namentlich genannter Personen (es gibt keinen Grund, ihre Identität zu verbergen, wenn sie nur auf ein Verbrechen reagieren) eine vorher öffentlich bekannt gegebene Mission beginnt (keine Geheimhaltung nötig) und etwas tut, was offensichtlich ein Versuch ist, eine Lösung für ein Problem zu finden. Es hat eine positive Absicht, obwohl es vielleicht etwas ungehöriges ist. Es kann mehr Debatten anregen, als das Stoppen eines Verbrechens. Und weil es im voraus öffentlich bekannt ist, spielt es keine Rolle, ob es scheitert. Und es hat das Potenzial, die Öffentlichkeit bzw. andere in die Reaktion einzubeziehen, was für die Zukunft des Aktivismus ein lebenswichtiges Werkzeug ist, denn seit dem Jahr 2012 wird individuelles unabhängiges Handeln zunehmend unmöglich, wird blockiert oder kriminalisiert.
Ich denke, das ist nur eine Idee, es könnte viel bessere Ideen von anderen geben. Ich sehe nur die Notwendigkeit, dieses Thema mit den Menschen in Ländern der Dritten Welt gemeinsam zu erörtern, um Erfahrungen und Vorschläge aus allen Kulturen zu dieser möglichen Veränderung unserer Aktionen zu sehen. Ich weiß, dass dies für viele vielleicht nicht neu ist, aber viel zu viele aktionsbasierte Organisationen machen immer noch in Ländern der Dritten Welt Kampagnen und Aktionen, die auf dem westlichen Denken und Politik basieren. Das Ziel, ein Gesetz eines Landes oder die Politik eines Unternehmens zum Schutz der Umwelt zu ändern, wird auf dem Boden nichts verändern. Denn außerhalb der westlichen Kultur ist die Politik nur für die Bücher und das Image, aber die Realität des Lebens hat damit überhaupt nichts zu tun. Wenn ihr es versucht, werdet ihr zwar schließlich zum Ziel gelangen, aber hinterher werdet ihr herausfinden, dass ihr nur Zeit für sinnloses verschwendet habt.
Gebt Menschen aus Ländern der Dritten Welt die Möglichkeit, ihre Welt mit ihren Methoden selbst zu verändern, indem sie ihre Art zu Handeln und zu Denken einsetzen. Glaubt nicht, dass ihr es besser wisst, selbst dann wenn sie euch sagen, dass ihr es besser wisst. Dinge funktionieren in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich. Und denkt nicht, dass Leute die etwas tun was durch ein gutes Gesetz als illegal erklärt ist, deine Feinde sind. Menschen machen oft illegale Dinge, um zu überleben, sie sind die Opfer, während große Unternehmen die viel Geld haben, um Lizenzen zu kaufen, und daher legal sind, oft die großen Umweltzerstörungen anrichten, und außerdem der Feind der als illegal erklärten Menschen sind, ihnen ihre Lebensart und ihre Möglichkeit zu arbeiten rauben, und damit ihre Möglichkeit zu überleben. Du musst dich mit ihnen (den als illegal erklärten) vereinen, mit ihnen leben, zuerst um das Problem zu verstehen, und später als Mitopfer, um eine öffentlich sichtbare Reaktion zu machen.
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